Idee/Einstudierung | Andreas Ittner |
Auch in diesem Jahr haben wir wieder das Krämerbrückenfest eröffnet. Auf der Bühne am Benediktsplatz kreuzten sich diesmal zwei Wege: Auf dem einen war Eulenspiegel gekommen, der einen Esel decken wollte – und auf dem anderen Papst Leo, der den Augustinermönch endlich mal stellen wollte. Da aber weder der Sepp mit seiner Stute kam, noch der Luther erschien, nutzte Leo die Gelegenheit, um den Erfurtern eine Predigt zu halten. Seine Kernthese: hier in Erfurt, in dieser hellen Stadt, in der auch die Dunkelmännerbriefe erschienen sind, läge der Keim für Luthers Ketzerei: hier hätte er studiert, hier ist er ins Kloster gegangen und hier hätte ihn auch der Satan versucht – wahrscheinlich sogar auf genau diesem Platz hier – am Fuße der schönen Krämerbrücke! Damit trüge diese Stadt für immer eine Mitschuld am Schisma der Kirche! – Das war starker Tobak! Eulenspiegel erwidert, dass man das so auf keinen Fall stehen lassen könne, sondern auch Luther in dieser Sache hören müsste. Ja, wie denn, wenn er nicht kommt? – entgegnet der Papst. Kein Problem, meint Eulenspiegel, ihm werde es schon gelingen, Luther aufzutreiben und ihn zur Rede zu stellen – darauf würde er wetten!